Historisch Kritische Kommentierung des Ernst-Thälmann-Denkmals
Die Geschichte des Denkmals
Wenige Wochen nach der Gründung der DDR wurde ein erster Wettbewerb für die Schaffung eines Denkmals für Ernst Thälmann in Berlin für den Thälmannplatz (Wilhelmplatz) ausgeschrieben. Im Ergebnis des Wettbewerbs arbeitete die Künstlerin Ruthild Hahne bis 1965 an dem Vorhaben. Nach dem Mauerbau 1961 wurde der vorgesehene Standort wegen seiner Nähe zur Staatsgrenze aufgegeben. Weitere Planungen und Entwürfe schlossen sich an, blieben aber ergebnislos. Erst 1981 wurde mit dem Beschluss des X. Parteitags der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) das Vorhaben für ein Denkmal im Ernst-Thälmann-Park befördert.
Das Monument sollte der Mittelpunkt des Wohnensembles und Parks sein. Dafür beauftragte der SED-Generalsekretär Erich Honecker den sowjetischen Bildhauer Lew Kerbel (1917–2003), der für Monumentalplastiken – wie das Karl-Marx-Monument im heutigen Chemnitz – bekannt war und in Berlin bereits 1945 für das Sowjetische Ehrenmal Tiergarten die Monumentalskulptur des Rotarmisten geschaffen hatte. Entwürfe von Künstler:innen aus der DDR blieben unberücksichtigt. Der Verband Bildender Künstler der DDR und Künstler:innen reagierten mit Protest. Sie kritisierten die traditionelle Konzeption des Denkmals und die fehlende Beteiligung an der Planung und Auswahl des Kunstwerks.
Die Errichtung des Denkmals Mitte der 1980er-Jahre kann als Sinnbild der Situation der DDR gesehen werden. Die städtebauliche Inszenierung präsentierte das Denkmal zentral vor dem großen (Aufmarsch-)Platz. Es wurde rechts und links durch zwei Bronzestelen mit Inschriften von Erich Honecker und Ernst Thälmann flankiert, während die dahinter liegenden Wohnbauten als Kulisse dienten. Vor dem Hintergrund von Perestroika und aufkeimenden Demokratisierungsbestrebungen demonstrierte die Denkmalanlage den Machtanspruch der DDR-Führung und die Abwehr von gesellschaftspolitischer Entwicklung.